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13. September 2024 – Netzwerktreffen Modellregion Gesundheit Lausitz

13. September 2024 – Netzwerktreffen Modellregion Gesundheit Lausitz

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Medizinische Universität Lausitz – Carl Thiem erhielt symbolischen Scheck über 85 Millionen Euro für den Ausbau zum Digitalen Leitkrankenhaus


[PM/LZÄKB] Brandenburg setzt gemeinsam mit Sachsen mit hohem Tempo die Arbeit zum Aufbau der Modellregion Gesundheit Lausitz fort. Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke hat am 13. September auf einer Netzwerkkonferenz in Cottbus gemeinsam mit Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und dem Cottbuser OB Tobias Schick Akteure der Gesundheitsversorgung sowie von Hochschulen, Verbänden und Institutionen zur aktiven Mitgestaltung aufgerufen.

Beide Ministerpräsidenten äußerten sich sehr zuversichtlich, die nun beginnenden Arbeiten innerhalb der Modellregion Gesundheit Lausitz erfolgreich bis zum Jahr 2038 abschließen zu können. Anhand digitalisierter Gesundheitsdaten aus der Lausitz sollen Programme entwickelt werden, um Menschen durch Prävention erst gar nicht krank werden zu lassen – so das oberste Ziel.


Für den Ausbau des „Digitalen Leitkrankenhauses“ als Hauptspieler bei der Entwicklung der Modellregion übergab Dietmar Woidke einen symbolischen Scheck über 85 Millionen Euro an den Vorstandsvorsitzenden der Medizinischen Universität Lausitz – Carl Thiem „MUL – CT“, Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel. Sie kommen aufgrund des Kohleausstiegs aus den Strukturstärkungsmitteln des Bundes und fließen in umfassende Digitalisierungsprojekte in den Bereichen Infrastruktur, Patientensicherheit und Dokumentation, Prozesse und Sicherheit.

Prof. Eckhard Nagel freute sich über die Zuwendung: „Die zukünftige medizinische Versorgung wird ambulant, stationär und digital unterstützt sein. Ziel ist es, die Digitalisierung für eine bessere medizinische Therapie und eine bestmögliche pflegerische und therapeutische Versorgung der Bürger zu nutzen. Höchste Datensicherheit ist dabei die Grundlage für eine freiwillige Partizipation. Es wird eine der zentralen Aufgaben der Modellregion sein, zu zeigen, welche Chancen für den medizinischen Fortschritt in der Nutzung von Patientendaten liegen.“

Das Arbeitstreffen des Netzwerkes sah zwei Diskussionsrunden vor. In der ersten Runde ging es um die Frage: „Wie kann die ‚MUL – CT‘ gemeinsam mit der Modellregion Gesundheit Lausitz dazu beitragen, dass die Gesundheitsversorgung der Zukunft sicher und hochwertig bleibt?“

Prof. Dr. Adelheid Kuhlmey, Gründungsvorstand Wissenschaft, eröffnete diese erste Runde: „Wir versprechen uns von der Modellregion, in der Forschung neue Formen der Gesundheitsversorgung erproben zu können, um für die gesamte Lausitz ein zukunftsweisendes und modernes Versorgungssystem zu etablieren. Zudem wollen wir mit der ‚Medizinischen Universität Lausitz – Carl Thiem’MUL CT‘ und der Modellregion Klebeeffekte erzielen und die künftigen Studierenden motivieren, in der Region zu bleiben. Die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Form von künstlicher Intelligenz, Robotik oder Telemedizin sowie die Gesundheitssystemforschung werden unsere zentralen Forschungsschwerpunkte sein.“


Pflegevorstand Andrea Stewig-Nitschke ergänzte: „Der Neuaufbau der Unimedizin wird auch die Neuausrichtung der Gesundheitsversorgung ermöglichen. Insbesondere durch die Interprofessionalität in allen Bereichen, ab der Ausbildung und dem Studium, in der Krankenversorgung, in der Forschung sowie bei der Übertragung in die Modellregion werden neue Wege entwickelt und die Wirksamkeit erhöht. Die Fachkräftesicherung soll durch Konkretisierung von Tätigkeitsfeldern und Gemeinsamkeiten der Berufsgruppen und auch durch digitale Technologien weiter unterstützt werden.

In den Gesundheitsfach- und Pflegeberufen gilt es, integrierte Versorgungsprozesse und Netzwerke auszubauen und die Integration akademischer Mitarbeiter strukturell, in der Datenerhebung und passender Maßnahmenableitung einzubinden sowie deren Umsetzung im Versorgungsprozess nachhaltig zu begleiten.‘‘

Prof. Dr. Dirk Brockmann, Gründungsdirektor des Zentrums Synergy of Systems (SynoSys) der TU Dresden, wird mit seinem Zentrum maßgeblich die Digitalisierung vornehmen und kündigt an: „Bei uns wird es darum gehen, bisherige Grenzen bewusst einzureißen und zu überschreiten.“

In der zweiten Diskussionsrunde drehte es sich um die Frage: „Welche Chancen bietet die Modellregion Gesundheit Lausitz aktuell für die Gesundheitsversorgung in der Region?“

Sebastian Scholl, Beauftragter der Modellregion Gesundheit Lausitz, dazu: „Die Gesundheitsversorgung der Zukunft wird sich grundsätzlich ändern. Die Modellregion soll einen Beitrag für das Gesundheitssystem der Zukunft in Deutschland leisten. Wir stehen dabei in unserem Land vor der Herausforderung einer alternden Gesellschaft und einem erheblichen demografischen Wandel in der Arbeitnehmerschaft, insbesondere auch im Gesundheitswesen.

Zudem steigen die Pro-Kopf-Ausgaben kontinuierlich im deutschen Gesundheitswesen, ohne dass wir im europäischen Vergleich damit eine bessere Versorgung erzielen. Um dies zu ändern, werden Prävention, neue Versorgungskonzepte und die digitale Vernetzung der Akteure die Modellregion maßgeblich prägen. Daher ist es notwendig, in der Modellregion Gesundheit Lausitz Krankenhäuser, niedergelassene Ärzte, Pfleger, Therapeuten, den öffentlichen Gesundheitsdienst, Krankenkassen, Kommunen, Arbeitgeber, wissenschaftliche Einrichtungen, soziale Dienstleister und weitere Akteure miteinander zu vernetzen.“ Es sei die dringendste Aufgabe, das die Menschen gesund bleiben. „Die Medizin der Zukunft ist digital und die Lausitz wird Aufklärer für Gesundheitskompetenz.“

Dr. Katja Klugewitz, Fachärztin für Innere Medizin und Mitgründerin des ärztlichen Weiterbildungsnetzwerkes Landkreis Dahme-Spreewald, schätzt an der Modellregion, dass die vorhanden Ressourcen gemeinsam noch besser genutzt werden können – damit gäbe es auch gute Chancen, die Weiterbildung auf dem Lande zu fördern und die entsprechenden Informationskanäle zu verknüpfen.

Als dritter im Bunde sprach Prof. h.c. Hans-Ulrich Schmidt, Geschäftsführer der Lausitz Klinik Forst und kaufmännischer Vorstand der Hoffbauer-Stiftung, über die Rolle kleiner regionaler Krankenhäuser innerhalb der Modellregion.

Das Netzwerktreffen wurde seitens der Landeszahnärztekammer Brandenburg als einer der Partner des Projektes von Dr. Romy Ermler, LZÄKB-Vorstandsmitglied BZÄK-Vizepräsidentin, sowie RA Björn Karnick, Geschäftsführer der LZÄKB, wahrgenommen. Auch Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher sowie Wissenschafts- und Forschungsministerin Manja Schüler wohnten dem Arbeitstreffen bei. Die anschließend eingeplante Zeit zum Austausch wurde intensiv genutzt.

Hintergrund

In Brandenburg sind aktuell 37 Prozent aller Hausärzte über 60 Jahre alt. Nachwuchs wird ab 2026 an der „MUL – CT“ ausgebildet. Mit bis zu 200 Medizin-Studienplätzen pro Jahr und zusätzlichen medizinnahen Masterstudiengängen trägt die „MUL – CT“ langfristig zur Sicherung der Gesundheitsversorgung in der Lausitz und ganz Brandenburg bei. An der BTU-Cottbus Senftenberg gibt es bereits einen etablierten pflegewissenschaftlichen Studiengang.


Mit dem Aufbau als digitales Leitkrankenhaus nimmt die MUL-CT eine Vorreiterrolle für eine digital vernetzte und moderne Gesundheitsversorgung für ganz Brandenburg ein. Insbesondere im Hinblick auf den demografischen Wandel und die Zunahme älterer Patienten ist eine gut koordinierte, interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit aller an der Versorgung beteiligten Akteure notwendig. Digitale Technologien können einen wichtigen Beitrag zur Informationsübermittlung und Zusammenarbeit leisten.


Die MUL – CT wurde am 01.07.2024 gegründet und wird vom Bund bis 2038 aus Mitteln des Investitionsgesetzes Kohleregionen mitfinanziert werden. Insgesamt wird der Aufbau der Medizinischen Universität rund 3,7 Milliarden Euro kosten. Im Vollausbau – voraussichtlich ab 2035 – werden 1.400 Studierende immatrikuliert sein. Insgesamt werden mit der MUL – CT in Cottbus zusätzlich 1.300 Stellen sowie 80 Professuren geschaffen.

(Fotos: Jana Zadow-Dorr/LZÄKB)